Editorial

6122 rosa Filmminuten...

… lang dauert das 13. Pink Apple, würde man alle Filme des diesjährigen Programms aneinanderreihen. Rund 70 Filme aus 28 Ländern und eine internationale Gästepalette warten einmal mehr auf ein ebenso neugieriges wie zahlreiches Publikum.

Das 13. Pink Apple trumpft aber nicht nur mit einer ganzen Menge Filme auf – es kann 2010 wiederum ein grosses kleines Jubiläum feiern: Nicht nur kürt unser Publikum dieses Jahr zum 10. Mal seinen Lieblingsfilm – zum 10. Mal wird dieses Jahr auch der Pink Apple Award für den besten Kurzfilm verliehen. Dieser Jurypreis ging bislang in die Schweiz, die Ukraine, die USA, nach Israel und Kanada. Und wird hoffentlich auch in Zukunft noch so manches Nachwuchstalent auszeichnen!

Das diesjährige Festival präsentiert sich mit einer grossen Zahl an Dokfilmen: Gerade in Bezug auf die Geschichte lesbischen Lebens gibt es eine ganze Reihe von spannenden Werken. Dazu gehören der dänische "Goddag mit navn er lesbisk", der den Bogen von den Hippie-Zeiten bis zur heutigen Regenbogenfamilie spannt, "Eltitkok évek", der enthüllt, wie ungarische Lesben ihr Leben hinter dem Eisernen Vorhang gestalteten, oder "Trukulutru!", der neben einem historischen Rückblick unverhofft positive Lebenszeichen aus Italien sendet. Aber auch eine Hommage an Quentin Crisp, diese Ikone der Schwulenbewegung avant la lettre, blendet zurück in die Vergangenheit: "The Naked Civil Servant" – als Milestone – zeigt Quentin von den 30ern bis in die 50er, während "An Englishman in New York" (2009) ein Porträt des 70-jährigen Quentin und seiner Zeit im Big Apple ist.

Im Blick zurück werden die heutigen Errungenschaften umso wichtiger. So auch in der Schweiz, die zurzeit mit der Petition Familienchancen unterwegs ist, um einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften zu machen. Und doch ist nicht zu vergessen, dass es nach wie vor viele Länder gibt, in denen Homosexualität verfemt, verboten oder verfolgt wird. "Beyond Gay" zeigt, wie unterschiedlich sich der Gay Pride rund um den Erdball gibt und wie viel noch zu tun bleibt. Wobei man selbst in fortschrittlichen Ländern nicht vor Rückschlägen gefeit ist, wie der australische Film "Holding Hands" unter Beweis stellt, der Anlass bietet für eine Diskussion rund um Gewalt und Homophobie.

Als mutiger Kontrapunkt versteht sich unser in Tunesien angesiedelte Eröffnungsfilm "Le fil". Eine schwule Liebesgeschichte in einem Land, das gleichgeschlechtliche Beziehungen mit Gefängnis bestraft? Das ist im Moment erst auf der Leinwand möglich – aber hoffentlich bald auch schon in der Realität!

Wir wünschen viele anregende, amüsante und augenöffnende Filmminuten!

Euer Pink-Apple-Team